
Nachhaltigkeit im Fokus bei FAIR’N GREEN: Rückblick auf die ProWein 2025
Vom 16. bis 18. März 2025 war es wieder soweit: Die ProWein, die weltweit führende Messe für Weine und Spirituosen, öffnete ihre Tore, und auch der FAIR’N GREEN e.V. war mit 14 Mitgliedsbetrieben am Gemeinschaftsstand vertreten – ein echtes Highlight für alle, die Nachhaltigkeit im Weinbau und in der Weinproduktion leben und lieben. Mit über 60 nachhaltigen Weingütern, die in den Hallen verteilt präsent waren, wurde deutlich: Die Zukunft des Weinbaus liegt in der Verantwortung gegenüber Natur und Gesellschaft.
Wir freuen uns sehr darüber, dass die Frequenz an unserem Stand hoch war und das Thema nachhaltiger Weinbau wieder viele Leute interessiert hat. Dies verdanken wir nicht nur den spannenden Präsentationen, exklusiven Verkostungen und vielfältigen Vorträgen, die auf unserer Veranstaltungsfläche geboten wurden. Auch unsere ausstellenden Mitgliedbetriebe sorgten mit ihrem Angebot und ihrer herzlichen Art dafür, dass die insgesamt ca. 200 m² große FAIR’N GREEN-Gemeinschaftsfläche immer ein Magnet für interessierte Besucher war.
Nachhaltigkeit als zentrales Thema
Die ProWein 2025 war ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu mehr Bewusstsein und Engagement für nachhaltigen Weingenuss. FAIR’N GREEN, das Siegel für nachhaltigen Weinbau, war auch in diesem Jahr wieder als Partner und Unterstützer vor Ort, um das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Und das mit einer beeindruckenden Zahl an Mitgliedsbetrieben und Partnern, die ihre Weine, ihre Philosophie und ihre nachhaltigen Visionen der internationalen Weinwelt präsentierten.

Exklusive Verkostungen & spannende Diskussionen
Im Rahmen der ProWein fanden auf der FAIR’N GREEN Fläche gleich 10 hochkarätige Veranstaltungen statt, die für regen Austausch und inspirierende Gespräche sorgten. Neben spannenden Vorträgen und Diskussionen rund um das Thema Nachhaltigkeit im Weinbau fanden täglich Verkostungen von Weinen FAIR’N GREEN zertifizierter Weingüter und außerdem die Verleihung der CARLO Nachhaltigkeitspreise in den Bereichen Business, Wine und Thesis statt.
Die CARLO Awards 2025 – Auszeichnung für Nachhaltigkeit
Gleich der erste Tag der ProWein startete mit einem ganz besonderen Highlight: der Verleihung der CARLO Business Awards 2025, die herausragende Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit würdigen. Diese Auszeichnungen wurden zum 4. Mal vergeben und zeichnen nachhaltiges Engagement, Innovation und Exzellenz in der Weinbranche in den Kategorien “Nachhaltigstes Weingut Deutschland”, nachhaltigstes Weingut Europas”, “Biodiversität” und “Wertschöpfungspartner” aus. Den CARLO Business Award erhielten besonders nachhaltige Unternehmen, die durch ihre innovativen Ideen und ihre konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit überzeugen konnten. Die Gewinner in diesem Jahr waren:
- Weingut José Maria da Fonseca (Kategorie “Nachhaltigstes Weingut Europa”)
- Weingut Philipp Kuhn (Kategorie “Nachhaltigstes Weingut Deutschland”)
- Weingut Hans Wirsching (Kategorie “Biodiversität”)
- Guido Walter, Weinhandlung walter & sohn (Kategorie “Wertschöpfungspartner”)
Oben von links nach rechts: Antonio Soares Franco (Weingut José Maria da Fonseca) mit Dr. Keith Ulrich; Philipp Kuhn und Guido Walter; Andrea Wirsching und Dr. Keith Ulrich, Foto: Fair and Green e. V.
Unten von links nach rechts: Guido Walter, Philipp Kuhn, Andrea Wirsching und Dr. Keith Ulrich; Christian Schwörer und Mitarbeiterin des Weinguts José Maria da Fonseca, Guido Walter und Dr. Keith Ulrich, Foto: Fair and Green e. V.
Podiumsdiskussion: Weinbau der Zukunft: Nachhaltigkeit im europäischen Weinbau
Besonders hervorzuheben war die Diskussion über die Zukunft des nachhaltigen Weinbaus in Europa, die mit namhaften Vertretern wie Jeanette van der Steen (Château Bon Baron) und Diego Ríos Muñoz (Bodegas Baigorri) mit Dr. Mario Kirchhoff geführt wurde. Es ging um die drängenden Herausforderungen, vor denen die Weinbranche in Bezug auf Klimawandel, Ressourcenmanagement und soziale Verantwortung steht – und vor allem, wie nachhaltige Weingüter diese Herausforderungen meistern können.
Weingenuss trifft Kunst
„Kunst trifft Wein“ war eine innovative Veranstaltung, die Kunst und Nachhaltigkeit auf einzigartige Weise miteinander verbindet. Im Rahmen dieses Projekts wurde in Kooperation mit den Künstlerinnen Astrid Busch und Bettina Thierig Weinetiketten gestaltet. Die Werke waren jeweils einer bedrohten Art gewidmet und schmücken zukünftig ART’N SCHUTZ WEINE. Der Fokus des gemeinsamen Projektes liegt auf der Förderung des Artenschutzes: Durch den Verkauf der Weinflaschen, deren Etiketten mit den Kunstwerken versehen sind, wird ein Beitrag zum Schutz der Biodiversität und zur Unterstützung von Artenschutzinitiativen geleistet.
Bei einer Podiumsdiskussion betrachtete Dr. Keith Ulrich, der Düsseldorfer Galerist Rupert Pfab und die Künstlerin Bettina Thierig die jahrhundertelange Verbindung von Wein und Kunst und diskutierten die Potentiale und Herausforderungen von Kunst und Nachhaltigkeit. Außerdem wurde die Galerie Pfab als erste Kunstgalerie als FAIR’N GREEN Certified Gallery ausgezeichnet.
Das Highlight am Sonntag: „10 Years After“ – eine geführte Verkostung mit Markus Del Monego
Diese exklusive Verkostung richtete den Blick auf gereifte Weine des Jahrgangs 2014. Die Veranstaltung wurde im Vorfeld an ein Fachpublikum kommuniziert und war auf 30 Teilnehmer begrenzt. Selbstverständlich waren alle Plätze ausgebucht und auch Publikum, das zufällig vorbeilief, hatte die Gelegenheit die kostbaren Weine mit zu verkosten. Diese Veranstaltung, moderiert von Markus Del Monego, Master of Wine und Sommelier-
Weltmeister 1998, bot allen Teilnehmenden die einmalige Gelegenheit, Weine von nachhaltig FAIR’N GREEN zertifizierten Weingütern zu entdecken, die das Potenzial zur langfristigen Lagerung eindrucksvoll unter Beweis stellen. „Deutsche Weine, insbesondere Rieslinge, gehören international zu den Weinen mit dem längsten Reife- und Lagerpotential“, sagt Markus Del Monego. Verkostet wurden folgende Weine:
- Weingut Hans Wirsching: 2014 Iphöfer Julius-Echter-Berg Riesling GG VDP.Große Lage
- Weingut Prinz Salm: 2014 Felseneck Wallhausen Riesling Großes Gewächs
- Weingut Dönnhoff: 2014 Hermannshöhle Riesling GG VDP.Große Lage
- Weingut Georg Breuer: 2014 Berg Roseneck
- Weingut Nik Weis: 2014 Wiltlinger Alte Reben
- Weingut Haart: 2014 Wintricher Ohligsberg GG Riesling trocken
- Weingut Heymann-Löwenstein: 2014 Uhlen Roth Lay
- Weingut Schloss Johannisberg: 2014 Grünlack Riesling Spätlese VDP.Große Lage
- Weingut Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef: 2014 Berncasteler Doctor Riesling Auslese
- Weingut Clemens Busch: 2014 Auslese Goldkapsel
CARLO Wine Award: Prämierung der besten Weine aus historischen Rebsorten & Anbauverfahren, PIWIs, Weine aus klassischen Rebsorten und alkoholfreie Weine
Außerdem fand die Verleihung der CARLO Wine Awards statt, in den Kategorien Weine aus historischen Rebsorten & Anbauverfahren, PIWIs, Weine aus klassischen Rebsorten und alkoholfreie Weine.
Wir gratulieren den Preisträgern der diesjährigen CARLO Wine Awards in den Kategorien:
CARLO Wine Award Preisträger:innen | Foto: Fair and Green e. V.
Kategorie Spätburgunder
- Spätburgunder Glockenspiel Réserve 2018 – Weingut Neiss
- Ungstein Spätburgunder -SP- 2022 – Weingut Pfeffingen
- Essenheim Teufelspfad Spätburgunder trocken 2022 – Weingut Braunewell
- Pinot Noir “Charlotte” Grande Réserve Walsheimer Silberberg trocken 2020 – Weingut Karl Pfaffmann
Kategorie Riesling
- Essenheim Riesling Kalkstein trocken2023 – Weingut Braunewell
- Winninger Röttgen Riesling 2021 – Weingut Kirsten-Liebieg
- Laurentiuslay Riesling GG 2022 – Weingut Nik Weis – St. Urbans-Hof
- Schloss Johannisberg Riesling Silberlack GG 2022 – Schloss Johannisberg
- VDP.GROSSE LAGE SIEGELSBERG Erbach GG 2022 – Weingut Baron Knyphausen
Historische Rebsorten &
Anbauverfahren
Schwarzblauer Riesling trocken 2022 – Historische Rebsorten Wein- & Sektmanufaktur
Franc Pineau trocken 2022 – Historische Rebsorten Wein- & Sektmanufaktur
Roter Veltliner Sekt brut – Weingut Kiefer
Sommeracher Adelfränkisch trocken 2023 – Winzerkeller Sommerach
Alkoholfreie Weine
Freie Fahrt Secco Alkoholfrei – Weinfahrt Eugen Müller
KERNLOS! Alkoholfreier Weißwein 2023 – Kellerei Wilhelm Kern
PIWIs
»GRAPES OF GLORY« ROT – Christian Hirsch Weine
Siramé – Weingut zum Sternen (CH)
Klassische Rebsorten
KATEGORIE WEISSBURGUNDER
Weißer Burgunder Ried Altmandl 2023 – Weingut Berger (AT)
KATEGORIE SCHEUREBE
- Iphöfer Kronsberg Scheurebe trocken Alte Reben 2023 – Weingut Hans Wirsching
- Scheurebe QbA trocken 2024 – Weingut Scherr
KATEGORIE SILVANER
2023 Thüngersheimer Johannisberg Silvaner trocken VDP.ERSTE LAGE – Weingut Schwab
KATEGORIE GRAUBURGUNDER
Pinot Gris barrique 2022 – Château Bon Baron (B)
KATEGORIE SAUVIGNON BLANC
Sauvignon Blanc QbA trocken 2024 – Weingut Scherr
KATEGORIE ROTWEINE
- Periquita Reserva 2022 – José Maria da Fonseca Vinhos, S.A. (PT)
- Solarce Tinto 2021 – Bodegas Casa La Rad (ES)
Sonderpreis Süßweine
- FELSENECK Riesling Kabinett 2022 – Weingut Prinz Salm
- Vin de Paille VIGNUM 2022 – Domaines Vinsmoselle société coopérative (LUX)
- Muscaris Beerenauslese 2023 – Weingut Jung & Knobloch
Schaumweine
- Riesling Sekt brut 2021 – Weingut Mario Zelt
- Blanc de Blancs brut nature 2020 – Weingut Braunewell
Kategorie Chardonnay
Iphöfer Kronsberg Chardonnay trocken 2023 – Weingut Hans Wirsching
Chardonnay Grande Réserve 2021 – Weingut Mario Zelt
Stettener Chardonnay Passion 2023 – Weingut Eißele
Schliengen Chardonnay 2022 – Weingut Blankenhorn
Saar Chardonnay Tonneau trocken 2022 – Weingut Reverchon
Weinhandel im Wandel: Nachhaltigkeit im Fokus
Ein weiteres spannendes Thema war der nachhaltige Weinhandel. Welche Herausforderungen und Ansätze für mehr Nachhaltigkeit in den Bereichen Vertrieb, Beschaffung, Logistik und im allgemeinen entlang der Wertschöpfungskette Wein es gibt, wurde von Dagmar Ritter (Jacques’ Wein-Depot), Rudolf Knickenberg (Schlumberger) und Guido Walter (walter&sohn) thematisiert. Hier wurde nicht nur diskutiert, wie der Handel mit nachhaltigen Weinen gefördert werden kann, sondern auch, welche innovativen Ansätze notwendig sind, um den Konsumenten einen bewussten, nachhaltigen Weingenuss zu ermöglichen.
Nachhaltigkeit im Glas: Entdecke die Weine der Schweiz
Eine einzigartige Gelegenheit bot die Verkostung nachhaltiger Weine aus der Schweiz. Diese exklusive Veranstaltung bot den Gästen die Möglichkeit, in die Welt der umweltbewussten Weinproduktion einzutauchen und erlesene, nachhaltig produzierte Weine zu entdecken.
Die Schweiz ist bekannt für ihre hohe Weinqualität, und bei dieser Verkostung standen nicht nur exzellente Tropfen im Mittelpunkt, sondern auch das Thema Nachhaltigkeit. Die präsentierten Weine stammten von Weingütern, die besonders auf umweltschonende Anbaumethoden und eine ressourcenschonende Produktion achten – ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Weinindustrie.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Yvonne Heistermann, der Präsidentin der Deutschen Sommelier Union. Mit ihrer Expertise und Leidenschaft für Wein führte sie die Teilnehmer durch die Verkostung und gab spannende Einblicke in die Philosophie der Schweizer Winzer, die auf Nachhaltigkeit setzen. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und zeigte eindrucksvoll, dass Nachhaltigkeit und hohe Weinqualität hervorragend miteinander harmonieren. Für alle Weinliebhaber und Umweltbewussten war es ein unvergessliches Erlebnis.
Verkostungs-Highlight am Montag: DER RING Mosel – KELLERSCHÄTZE
“Genuss mit Verantwortung: FAIR’N GREEN und Ring Mosel 1899” – unter diesem Motto fand am zweiten Messetag ein Event des Rin Mosel 1899 am Stand von FAIR’N GREEN statt. Die Kooperation kommt nicht von ungefähr, denn viele Mitglieder des ehemaligen Bernkasteler Rings sind nachhaltig FAIR’N GREEN zertifiziert (z. B. Weingut Würtzberg, Weingut Reverchon, Erben von Beulwitz, Wwe. Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef). Diese exklusive Raritäten-Verkostung entführte die Teilnehmer in die faszinierende Welt der Premium-Rieslinge aus den tiefsten Kellergewölben der Mosel-Weingüter.
Bei dieser besonderen Veranstaltung hatten die Gäste die Möglichkeit, seltene und außergewöhnliche Weine zu entdecken – Tropfen, die in jeder Weinsammlung einen besonderen Platz verdient haben. Die Verkostung bot einen einmaligen Blick auf die edelsten Rieslinge der Region und war für Weinliebhaber ein wahres Highlight.
Raritäten aus den Schatzkammern der Mosel-Weingüter
Die Mosel ist berühmt für ihre hochwertigen Rieslinge, und bei dieser exklusiven Verkostung konnten die Besucher einige der besten Jahrgänge und seltensten Weine der Region probieren. Jedes teilnehmende Weingut öffnete seine „Schatzkammern“ und präsentierte Weine, die durch ihre Qualität und Einzigartigkeit glänzten. Diese Weine waren in begrenzten Mengen verfügbar, was den Moment der Verkostung noch spezieller machte.
Die Weine erzählten nicht nur von den Weinbergen der Mosel, sondern auch von der Tradition und Leidenschaft, die in jedem Tropfen steckten. Für Kenner und Einsteiger gleichermaßen war es eine Gelegenheit, in die Tiefe der Mosel-Weinwelt einzutauchen.
Die Veranstaltung wurde von der renommierten RING-Auktionatorin Prof. Dr. Sonja Christ-Brendemühl moderiert, die mit ihrem umfangreichen Wissen und ihrer Leidenschaft für Wein durch das Event führte. Ihre Expertise und ihr Charisma verliehen der Verkostung eine ganz besondere Atmosphäre. Mit ihrem Hintergrund als Auktionatorin wusste sie nicht nur viel über die Weine, sondern konnte die Gäste auch auf eine spannende und unterhaltsame Reise durch die Weinkultur der Mosel entführen.
Fazit: DER RING Mosel – KELLERSCHÄTZE war ein wahrer Genuss für alle Sinne. Es war eine seltene Gelegenheit, einige der besten Rieslinge der Mosel zu probieren, und bot den Gästen unvergessliche Einblicke in die Welt der Mosel-Weine. Ein Event, das für alle Weinliebhaber ein Highlight der ProWein 2025 war.
Nachhaltigkeit & Wissenschaft im Fokus
Der Dienstag stand im Zeichen der Forschung. Einen Meilenstein für die Biodiversität im Weinbau stellte die Präsentation des AmBiTo Toolkits dar.
Im März 2020 fiel der Startschuss für das Projekt AmBiTo, ein innovatives Vorhaben, das darauf abzielt, die Biodiversität im deutschen Weinbau zu fördern und nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Mit einer Laufzeit von sechs Jahren verfolgt das Projekt das Ziel, wissenschaftlich fundierte Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität praxisorientiert umzusetzen und langfristig in den Weinbau zu integrieren. Im ersten Jahr des Projekts wurden insgesamt 34 Modellbetriebe aus verschiedenen deutschen Weinbauregionen ausgewählt, die als Vorreiter für die Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen fungieren. Diese Betriebe wurden anhand spezieller Kriterien ausgewählt, die sicherstellen, dass die Maßnahmen später auch auf andere Weinbaubetriebe übertragbar sind. Im Mai 2020 begann die praktische Arbeit: Experten des AmBiTo-Teams führten erste Begehungen auf den Modellbetrieben durch und identifizierten geeignete Modellflächen, auf denen die ersten Biodiversitätsmaßnahmen umgesetzt werden konnten. Parallel dazu wurden Kontrollflächen festgelegt, auf denen keine Maßnahmen durchgeführt wurden, um so langfristig die Wirkung der AmBiTo-Maßnahmen zu vergleichen und wissenschaftlich zu dokumentieren.
Monitoring und Umsetzungskontrolle: Der Weg zur nachhaltigen Biodiversität
Ein zentrales Element des Projekts ist das fortlaufende Monitoring. Es sorgt dafür, dass jede Maßnahme sowohl auf ihre Effektivität als auch auf ihre praktische Umsetzbarkeit überprüft wird. Das Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschule Geisenheim University, dem wissenschaftlichen Projektpartner von AmBiTo, spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Sie messen, vergleichen und dokumentieren die Wirkung aller Maßnahmen kontinuierlich. Dieses präzise Monitoring ist entscheidend, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
Ein wichtiger Bestandteil der ersten Maßnahmen war die Entwicklung von speziell für AmBiTo zusammengestellten Blühmischungen. Diese wurden im Herbst 2020 erstmals auf den Modellbetrieben ausgesät und erprobt. Die Blühmischungen dienen nicht nur der Förderung von Insekten und anderen Nützlingen, sondern auch der Verbesserung des ökologischen Gleichgewichts auf den Weinbauflächen. Weitere Biodiversitätsmaßnahmen, die in einem umfassenden Maßnahmenkatalog festgehalten werden, sind in der Entwicklung und werden in den kommenden Monaten schrittweise umgesetzt.
Ein modularer Ansatz für die Biodiversität
Das Ziel von AmBiTo ist es, ein modulares Biodiversitäts-Toolkit zu entwickeln, das den Weinbauern eine praxisorientierte und anpassungsfähige Lösung bietet, um die Biodiversität auf ihren Flächen zu fördern. Der modulare Ansatz des Projekts bedeutet, dass jede Maßnahme so angepasst werden kann, dass sie den spezifischen Bedürfnissen der jeweiligen Region und des jeweiligen Betriebs entspricht. So wird nicht nur eine universelle Lösung geschaffen, sondern auch ein flexibles System, das von den Betrieben individuell genutzt werden kann.
Durch die direkte Beteiligung von 34 Modellbetrieben sowie mehr als 50 Partnerbetrieben wird gewährleistet, dass die entwickelten Lösungen nicht nur theoretisch fundiert sind, sondern auch in der Praxis erprobt werden. Die Erfahrungen und Rückmeldungen der Betriebe fließen direkt in die Weiterentwicklung des Toolkits ein, sodass praxisnahe und anwendungsfreundliche Lösungen entstehen, die im gesamten Weinbau verwendet werden können.
Das Potenzial von AmBiTo: Ein Beitrag zur Zukunft des Weinbaus
Andrea Wirsching, Inhaberin des Weinguts Hans Wirsching und eine der Projektbeteiligten, bringt das Potenzial von AmBiTo auf den Punkt: „Mit dem Projekt AmBiTo können wir es schaffen, wissenschaftlich fundierte Maßnahmen zur Förderung von Biodiversität so intelligent wie möglich mit der Praxis im Weinbau zu verknüpfen. Wir sehen für uns in diesem Projekt ein großes Potenzial.“ Dieser Satz verdeutlicht die langfristige Bedeutung von AmBiTo für die Weinbranche. Das Projekt liefert nicht nur Lösungen für den aktuellen Stand der Biodiversität im Weinbau, sondern bietet auch eine Blaupause für die zukünftige Entwicklung des Sektors hin zu mehr Nachhaltigkeit und ökologischer Verantwortung.
Das Ziel von AmBiTo ist es, eine nachhaltige Zukunft für den Weinbau zu gestalten, die nicht nur die ökologischen Anforderungen erfüllt, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe sichert. Indem Biodiversität gezielt gefördert wird, können Weinbaubetriebe nicht nur ihre Umweltbilanz verbessern, sondern auch die Widerstandsfähigkeit ihrer Anbauflächen erhöhen und so langfristig die Qualität und Erträge ihrer Weine steigern.
Fazit: Ein wichtiger Schritt für den Weinbau
Das AmBiTo Toolkit ist ein wegweisendes Projekt für den deutschen Weinbau. Es verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Lösungen und stellt sicher, dass Biodiversitätsmaßnahmen nicht nur effektiv, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Die ersten Ergebnisse, die durch das Monitoring und die kontinuierliche Dokumentation erzielt wurden, lassen hoffen, dass AmBiTo einen großen Beitrag zur Förderung der Biodiversität im Weinbau leisten wird.
Verleihung der CARLO Thesis Awards
Im Rahmen der CARLO Awards 2025 vergab der Fair and Green e. V. auch Auszeichnungen für herausragende Abschlussarbeiten, die sich mit einer Forschungsfrage im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit im Weinbau beschäftigt haben. Maurice Prehn vom Weincampus in Neustadt konnte mit seinem Sachstandsbericht zur Nutzung von Photovoltaik in der Weinbrache den CARLO Thesis Award für eine von zwei besten Bachelorarbeiten gewinnen. Laudator Stefan Braunewell lobte die Aktualität des Themas und die Praxisrelevanz. Herr Prehn konnte innerhalb seiner Arbeit herausfinden, dass theoretisch eine vollständige Selbstversorgung mit Strom für die Weinbranche in Deutschland möglich wäre, wenngleich der Weg dorthin noch mit einigen Hindernissen belegt ist. Der zweite Preis in der Kategorie Bachelor ging an Luisa Schmidt von der LVWO Weinsberg & DHBW Heilbronn für ihre Arbeit zur Entwicklung einer Strategie zur nachhaltigen Betriebsumstrukturierung anhand zweier Weingüter auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045. In der Laudatio betonte Dr. Keith Ulrich die hohe Relevanz für die Branche sowie Frau Schmidts Blick für Innovationen, da sie auch Drohnen und Agri-PV mit in ihre Analyse einbezog. Das Ergebnis der Arbeit zeige, dass zwar insgesamt ein großer und andauernder Transformationsprozess von Nöten sei, gleichzeitig aber mit niedrigschwelligen Maßnahmen wie Biodiversitätsmaßnahmen oder E-Mobilität effektive Schritte schnell umgesetzt werden können.
Der CARLO Thesis Award für die beste Masterarbeit ging ebenfalls an eine Studentin des Weincampus Neustadt. Sonja Behrens überzeugte die Jury mit ihrer Thesis zum Einfluss von Architektur auf die Nachhaltigkeit eines Betriebs. Laudatorin Andrea Wirsching machte deutlich, dass dieser Themenkomplex trotz hoher Relevanz für die Emissionen eines Weinguts, bisher kaum erforscht ist, weshalb die Jury die Arbeit als wichtigen Brückenkopf für weitere Forschungen zum Thema ansah. Frau Behrens analysiert darin Nachhaltigkeitskriterien aus Bau- und Weinbranche und überprüft im Rahmen einer mehrfachen Fallstudie mit fünf Weingütern anhand Key Performance Indikatoren, welche baulichen Maßnahmen zur ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit beitragen. Ein hochkomplexes und relevantes Thema, welches aus Sicht der Jury zu Recht mit dem CARLO Thesis Award ausgezeichnet wurde.
Die drei Studierenden wurden im Anschluss noch mit einem Preisgeld i.H.v. je 300€ für die Bachelor und 1000€ für die Masterarbeit überrascht. Der CARLO Thesis Award wird von Schlumberger und Jacque’s Wein-Depot gesponsert.
NextGen Perspektiven im Weinbau
Die NextGen Perspektiven kamen ebenfalls nicht zu kurz. Mit Antonia Wilker und Lara Mindnich wurden junge Visionäre des nachhaltigen Weinbaus vorgestellt, die neue Ideen und Konzepte in den Vordergrund stellten. Hier war klar zu spüren, dass der nachhaltige Weinbau nicht nur ein Thema für die etablierten Betriebe ist, sondern auch die junge Generation mit frischen Ideen und einer klaren Vision vorantreibt. Zur Zukunftsfähigkeit der Weinbranche erklärte Antonia Wilker: “Wenn man sich dafür entscheidet und man mit Leidenschaft dabei ist, dann muss man auch optimistisch sein und dann wird auch alles gut. Ich habe viele Ideen für die Zukunft. Entalkoholisierter Wein zum Beispiel bietet viel Potential: Wir erschließen uns damit einen neuen, schnell wachsenden Markt. Als Athletin, die selbst kaum Alkohol trinkt, ist das Thema auch eine meiner Leidenschaften.” Lara Mindnich ergänzte: “„Die Weinbranche braucht neue Ideen, gerade um junge Weintrinkende anzusprechen, müssen wir von unserem angestaubten Image weg. Aber wenn ich mich an der Uni und in meinen Freundeskreisen so umschaue, dann sind da viele Visionen, wie man das eigene Weingut gestalten kann. Die Ideen sind da, die die Veränderung bringen können.“
