Fair and Green Jubiläum: Fair and Green e. V. feiert 10 Jahre nachhaltigen Weinbau
„Es war das Ende des Jahres 2013, als wir mit engagierten Winzern in einem kleinen Lokal in Winningen an der Mosel Fair and Green gegründet haben,“ berichtet Dr. Keith Ulrich, Vorstandsvorsitzender des Verbands für nachhaltigen Weinbau in seiner Eröffnungsrede zur Jubiläumsfeier des 10jährigen Vereinsbestehens.
Zu diesem besonderen Anlass hat Fair and Green am 16. November 2023 seine Mitglieder sowie viele Persönlichkeiten der Weinbranche, aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft nach Berlin in Clärchens Ballhaus eingeladen. Die frisch gewählte deutsche Weinkönigin, Eva Brockmann aus Franken, führte durch das Programm.
Nach dem offiziellen Teil mit Podiumsdiskussionen zur Nachhaltigkeit im Kontext der Wertschöpfungskette sowie internationaler Betriebe folgte die Bottleparty, bei der Weine aller Mitgliedsbetriebe verkostet wurden.
Der Fair and Green e. V. wurde gegründet, um den Nachhaltigkeitsgedanken auch auf die Weinbranche zu übertragen und ein System für die Landwirtschaft zu entwickeln, das über den Pflanzen- bzw. Umweltschutz hinaus alle gesellschaftlich relevanten Fragestellungen berücksichtigt. Am Ende des Tages sollte ein verantwortungsbewusster und zukunftsfähiger, ganzheitlich nachhaltig agierender Betrieb stehen.
Seit der Gründung des Verbands ist viel passiert. Mittlerweile vereint der Verband für nachhaltigen Weinbau mehr als 150 Mitglieder aus 10 Ländern. Dabei entfallen auf Fair and Green-Betriebe ca. 6.200 ha Rebfläche, davon auf Deutschland über 4.000 ha, was 4 % der gesamten deutschen Weinbaufläche entspricht. Neben Weingütern, Kellereien und Genossenschaften werden auch Betriebe der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette, wie Etikettendruckereien, Weinfachhandlungen und ein Korkenhersteller zertifiziert.
Innovationen vom und für den Weinbau
Das System FAIR’N GREEN wurde mit Winzern für Winzer entwickelt, wodurch es eine hohe Praxisrelevanz hat und von den beteiligten Weingütern als ihr System angesehen wird.
Ziel war es, dass das System möglichst alle gesellschaftlich relevanten Aspekte umfasst, gleichzeitig aber auch vielen Betrieben zugänglich sein soll, um den nachhaltigen Weinbau auszubauen. Es sollte also die Entwicklungsmöglichkeit als Grundprinzip beinhalten.
“Eine wesentliche Anforderung war, dass das Nachhaltigkeitssystem nicht nur vorgibt, was man nicht tun soll, sondern aufzeigt, was man tun muss, um besser zu werden,” berichtet Dr. Keith Ulrich weiter.
Diese Praxisnähe, die individuelle Beratung durch das Team von Fair and Green und die Gemeinschaft aus unterschiedlichsten Weinbaubetrieben werden von den Mitgliedern besonders geschätzt.
Neben der engen Kommunikation mit den Winzerinnen und Winzern ist auch die Verknüpfung mit der Wissenschaft ein wichtiger Teil von Fair and Green. Schon von Beginn an begleiteten zahlreiche Professoren der Hochschule Geisenheim und des Weincampus Neustadt Fair and Green und unterstützten die Weiterentwicklung des Systems.
Regelmäßige Updates gehören dabei genauso dazu, wie die Initiierung zahlreicher Forschungsprojekte, um neue Lösungen für aktuelle Probleme zu entwickeln.
Es gibt nicht nur einen richtigen Weg, sondern verschiedene richtige Wege, die von den Nachhaltigkeitsleitplanken des Systems umfasst werden.
Dr. Keith Ulrich
Nachhaltigkeit hat immer etwas mit Innovationen zu tun
Durch die FAIR’N GREEN-Zertifizierung wurde eine Basis geschaffen, die gesellschaftlich verantwortungsbewusstes Handeln prägt, wie z. B. schriftliche Arbeitsverträge für alle Saisonarbeitskräfte, auch in den jeweiligen Landessprachen und die Einführung einer angemessenen Vergütung schon vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns.
Der Fair and Green e. V. hat in den vergangenen Jahren weitere Projekte initiiert, die die Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz sowie Förderung von Artenschutz- und Biodiversität stärken.
Die Save Climate Initiative berechnet und analysiert seit 2014 die CO2-Emissionen der Weinbaubetriebe und empfiehlt den Betrieben dann individuelle Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen. Hierzu gehören z. B. der Umstieg auf Leichtglasflaschen mit einem Gewicht von 420 Gramm, wodurch der C02-Fußabdruck
deutlich reduziert werden kann.
Mit AmBiTo wurde das größte Biodiversitätsprojekt im deutschen Weinbau ins Leben gerufen. Hierbei werden unter wissenschaftlich Begleitung gezielte Biodiversitätsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt, die die landwirtschaftlichen Flächen mit Biodiversitätsmaßnahmen aufwerten, um einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten.
Gemeinsam mit Lars Neumeister wurde ein Pflanzenschutztool eingeführt, das die Schadwirkung jedes einzelnen Wirkstoffes eines Pflanzenschutzmittels bewertet und dadurch die Optimierung des Pflanzenschutzes auch nach den Umweltauswirkungen ermöglicht.
Dies hat zu einer erheblichen Reduzierung der negativen Folgen durch Pflanzenschutzmittel geführt.
Internationalisierung & der Gemeinschaftsgedanke
Von Anfang an bestand der Anspruch, Fair and Green international auszurichten, da Nachhaltigkeit nicht an Landesgrenzen aufhört. Mittlerweile vereint Fair and Green Mitglieder in 10 Ländern, nämlich Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Schweiz, Österreich, Spanien, Portugal, Israel und seit 2023 auch Luxemburg. Die Genossenschaft Domaines Vinsmoselle erhielt ihre Mitgliedsurkunde im feierlichen Rahmen des Fair and Green Jubiläums überreicht.
Seit 2022 unterstützt Fair and Green mit einem Projekt den moldawischen Weinbau. Es wurden Weinbaubetriebe vor Ort besucht und zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen beraten und Entwicklungspotenziale aufzuzeigen.
Im Sommer 2023 besuchten 14 moldawische Weingüter einige deutsche Mitgliedsbetriebe von Fair and Green, um sich über Anbautechniken und Kellerverfahren auszutauschen.
Bei Fair and Green ist eine einzigartige Gemeinschaft entstanden. Die Mitglieder tauschen sich zu wichtigen Themen aus, teilen ihre Erfahrungen über neue Methoden und Lösungen und stehen auch anderen Betrieben solidarisch zur Seite.
Dies zeigte sich besonders bei der Flutkatastrophe an der Ahr im Jahr 2021, bei der viele Mitgliedsbetriebe vor Ort aktiv geholfen und Spenden gesammelt haben.
Diese Gemeinschaft, die über Grenzen hinausgeht, einander unterstützt und Erfahrungen miteinander austauscht, macht das System so stark und einzigartig.
Grußworte aus Politik & der Weinbranche
Der ehemalige Umweltminister, Peter Altmaier, Weinbaupräsident Klaus Schneider und die Bundestagsabgeordnete Isabel Mackensen-Geis (SPD) erfreuten die Winzerinnen und Winzer mit Glückwunschreden. Peter Altmaier hob in seiner Glückwunschrede hervor, dass Fair and Green unternehmerisches Handeln, gesellschaftliche Verantwortung und ganzheitliche Nachhaltigkeit vereint. Klaus Schneider betonte die wichtige Rolle die Fair and Green im deutschen Weinbauverband spielt und die wichtigen Themen, wie Nachhaltigkeit und die Förderung der Biodiversität stark nach vorne gebracht hat. Einen Ausschnitt des Grußwortes von Altmaier finden Sie im nachfolgenden Video.
Weinbaupräsident Klaus Schneider lobte die Entwicklung des Systems, das innerhalb 10 Jahren mit seinen 150 Mitgliedsbetrieben in 10 Ländern den Nachhaltigkeitsgedanken im Weinbau etabliert hat. Außerdem spricht er davon, dass das FAIR’N GREEN-Siegel innerhalb der Branche eine hohe Anerkennung genießt und der Verband wichtige Projektarbeit leistet. Die Bundestagsabgeordnete Isabel Mackensen-Geis (SPD) ist der weinbaupolitische Sprecherin der SPD und durch ihren Wahlkreis Neustadt-Speyer mit dem Weinbau verbunden. sie bezeichnet, Fair and Green als wichtigen Baustein für mehr Nachhaltigkeit im Weinbau.
"Wissenschaft, Innovation und Nachhaltigkeit" -
eine Rede von Prof. Dominik Durner
Professor Dominik Durner leitet den duale Studiengang (B. Sc.) Weinbau und Oenologie am Weincampus Neustadt und außerdem seit Jahren Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Fair and Green e. V. Anlässlich des Jubiläums hielt er eine Rede mit dem Titel “Wissenschaft, Innovation und Nachhaltigkeit”. Hierin betonte er, der Verband habe “von Anfang an erkannt, dass die Nachhaltigkeit nur dann funktioniert, wenn sie ihren Fokus auf die Zukunft richtet.”
Er sprach wichtige Themen, wie den Klimawandel und die damit einhergehenden Konsequenzen für den Weinbau, die Landwirtschaft und die gesamte Gesellschaft, den Verlust an Biodiversität als Folge des Klimawandels an. Er lobt dabei den Ansatz von Fair and Green, weil der Verband mit seinen Nachhaltigkeitsbestrebungen dem Verlust an Biodiversität erfolgreich und messbar entgegenwirkt.
Auch das vielfältige Engagement von Fair and Green hob Durner hervor und bezeichnet den Verband als Zertifizierer, Netzwerk-Institution, Akteur in der Forschungs- und Entwicklungslandschaft und Förderer des wissenschaftlichen Nachwuchses durch die Vergabe der Nachhaltigkeitspreise CARLO Thesis Award, welche Abschlussarbeiten auszeichnen, die sich mit einer Forschungsfrage im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit im Weinbau beschäftigt.
Podiumsdiskussionen der Mitglieder
Ein weiterer Programmpunkt waren mehrere Podiumsdiskussionen der Mitglieder zu einzelnen thematischen Schwerpunkten. In einer ersten Gesprächsrunde befassten sich die Vorstands- und Gründungsmitglieder Andrea Wirsching, Clemens Busch, Meike Näkel, Reinhard Löwenstein und Stefan Braunewell mit einem Rückblick und Ausblick auf Fair and Green. Einig waren sich alle in den Punkten, dass Nachhaltigkeit für die Zukunft des Weinbaus unabdingbar ist und Fair and Green in den 10 Jahren seines Bestehens bereits viel erreicht hat. Für die Zukunft ist sei es aber wichtig, noch stärker nach außen zu kommunizieren, wie wichtig der Nachhaltigkeitsgedanke ist.
Die zweite Podiumsdiskussion befasste sich mit dem Thema “Ein internationaler Nachhaltigkeitsgedanke – FAIR’N GREEN in Europa”. Die internationalen Mitglieder Elena Sanchez aus Portugal (Bodegas Granbazán und Bodegas Baigorri), Antonio Soares Franco des portugiesischen Weinguts José Maria da Fonseca, Monica Hasler des Schweizer Weinguts Rütihof und André Mehlen der Genossenschaft Domaines Vinsmoselle aus Luxemburg gaben Einblicke in die Nachhaltigkeitsbestrebungen in ihren jeweiligen Ländern sowie die Motivation, sich FAIR’N GREEN-zertifizieren zu lassen.
In einer dritten Gesprächsrunde kamen Mitgliedbetriebe aus den Bereichen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette Wein zu Wort und sprachen über ganzheitliche Nachhaltigkeit. Hierbei sprachen Dagmar Ritter (Jacques’ Weindepot), Gert Reis (Amorim Cork Deutschland), Guido Walter (walter & sohn) sowie Theresa Morand (Vollherbst Druck) darüber, welche Stellschrauben es auch innerhalb ihrer Branchen gibt, um das Unternehmen nachhaltiger zu gestalten und welchen positiven Einfluss Fair and Green hier hat. Dagmar Ritter beispielsweise hob positiv hervor, dass der Fragenkatalog von FAIR’N GREEN sehr umfassend sei und dadurch ein wirklich gutes Bild des Ist-Zustand eines Betriebs widerspiegelt sowie gleichzeitig weitere Entwicklungspotentiale sehr gut aufzeigt.
Glückwünsche von Mitgliedern
Herzliche Glückwünsche zu 10 Jahren FAIR'N GREEN! Visionäre Spitzenwinzer und Dr. Keith Ulrich entwickelten das Bild einer nachhaltigen Landwirtschaft, aus dem ein umfassendes Konzept wurde. In Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftlern aus der Branche geht die Entwicklung seitdem weiter. Als Winzer profitieren wir enorm von fachkundiger Beratung, müssen uns aber auch permanent verbessern. Das bringt nicht nur uns und den Weinbau weiter, sondern führt uns auch mit sanftem Druck zu mehr Klimaschutz. Gut so! Wir stoßen mit FAIR'N GREEN auf die Zukunft an! Ihre Andrea Wirsching und das Team aus Franken.
Andrea Wirsching, Weingut Hans Wirsching
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH allen Weingütern und dem FAIR’N GREEN Team zum 10 jährigen Bestehen. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zu dieser großartigen Pionierarbeit in Sachen gelebter und praktizierter Nachhaltigkeit. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zu der praxisnahen, zukunftsorientierten und innovativen Arbeit die hier seit einem Jahrzehnt gemacht wird. Es ist großartig ein Teil dieser Arbeit sein zu dürfen und ich freue mich auf die kommenden 10 Jahre der Zusammenarbeit und Weiterentwicklung.
Felix Prinz zu Salm-Salm, Weingut Prinz Salm
Nachhaltigkeit 2013? Mit der Vereinsgründung waren wir schneller als der Zeitgeist. Entsprechend frustrierend das anfängliche Feedback. Wir haben diskutiert und diskutiert und dabei das Konzept immer weiter optimiert. Nun geht die Saat auf: Die Zahl der Mitglieder wächst rasant und Fair and Green genießt den Ruf als eines der besten Nachhaltigkeitssysteme weltweit. Kein billiger Ablasshandel in einem statischen System, sondern Triebfeder einer dynamischen Bewegung, die durch fundierte Recherche und Beratung zu nachhaltigem und zukunftssicherndem Verhalten anspornt. Als Gründungsmitglied von FAIR'N GREEN beglückwünsche ich uns ganz herzlich zum 10. Geburtstag.
Reinhard Löwenstein, Weingut Heymann-Löwenstein
10 Jahre Einsatz für einen ganzheitlichen und zukunftsfähigen Weinbau - ein besonderes Jubiläum! Mein Team und ich freuen uns sehr, Teil der Erfolgsgeschichte von FAIR’N GREEN zu sein und wünschen für die nächsten 10 Jahre eine stetig wachsende Mitgliederzahl und viel Energie zur Umsetzung neuer Ideen und Konzepte! Auf gute Zusammenarbeit!
Stefan Winter, Weingut Witner
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum an den Fair and Green e. V.! Seit 2013 setzt sich der Verein mit großem Engagement für einen nachhaltigen Weinbau ein. Es ist inspirierend zu sehen, wie FAIR'N GREEN einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Umwelt leistet und den Weinbau in eine nachhaltige Zukunft führt. Möge eure Mission weiterhin erfolgreich sein und noch viele Jahre positive Veränderungen bringen. Alles Gute zum Jubiläum!
Jochen Dreissigacker, Weingut Dreissigacker
Wir gratulieren Fair and Green zu 10 erfolgreichen Jahren, die sich nach einem großartigen „Anfang“ anfühlen! Wie sind sehr stolz darauf, seit Beginn Teil davon sein zu dürfen!
Theresa Breuer, Weingut Georg Breuer
10 Jahre FAIR’N GREEN – 10 Jahre JUWEL Weine. Dass wir ausgerechnet in unser beider Jubiläumsjahr 2023 Mitglied geworden sind, ist großartig. Ich gratuliere von ganzem Herzen! Mit FAIR’N GREEN wurde vor 10 Jahren eine Vision mit Leben gefüllt, die für unsere Gesellschaft unabdinglich ist. Ein großes DANKE an alle Menschen hinter unserer gemeinsamen Mission! Ich freue mich auf den weiteren Weg und sende meine allerliebsten Glückwünsche, eure Juliane
Juliane Eller, Juwel Weine
Juhuuu 10 Jahre Fairn and Green ! Herzlichen Glückwunsch.
Wir freuen uns sehr auf die nächsten Jahre mit euch.Julia Schittler, Weingut Schittler & Becker
Liebes Fair and Green Team, es war ein wunderbares Fest! Vielen Dank an euch alle für euren Einsatz, der es uns ermöglicht hat, dies so zu feiern! Und natürlich auch für eure tägliche Arbeit für FAIR'N GREEN, ohne die es überhaupt keine Feier gegeben hätte. Ich freue mich auf die nächsten 10 Jahre mit Euch!
Monica Hasler, Weingut Rütihof, Schweiz